Heiter und nachdenklich zugleich sind die Gedichte von Kästner. „Prima Wetter“ bot diese mit musikalischer Begleitung aufs Unterhaltsamste vor.
Assamstadt. „Prima Wetter“ stand am Samstagabend auf dem Programm als zweite Kulturveranstaltung des neuen Assamstadter Heimat- und Kulturvereins. „Jeder kennt das Fliegende Klassenzimmer von Erich Kästner. So ahnen wir, dass uns heute etwas Lustiges, Humorvolles erwartet.“ Aber Kästner habe auch Zeitkritisches geschrieben und Kritik an familiären, kulturellen und politischen Zuständen geübt. Mit dieser Einschätzung lag Rudolf Frank goldrichtig, denn „Prima Wetter“ bot im Anschluss eben diese eingangs beschriebene Mischung, die so typisch ist für den Dichter, dem sämtliche Texte dieses Abends entlehnt waren– inklusive der meisten Überleitungen. Da der Abend als Benefizveranstaltung für die südindische Diözese Palai gedacht war, ging Frank auf dieses Projekt ein: Im Bundesstaat Kerala soll ein großes Krankenhaus entstehen. Das Ausbildungszentrum ist bereits fertig und es werden schon die ersten Schwestern auf ihre Aufgabe vorbereitet. „Für ein solches Projekt zu spenden halte ich für ungeheuer wichtig, zumal auch die Ärmsten, die über keine Krankenversicherung verfügen, dort behandelt werden sollen.“
„Prima Wetter“, das waren an diesem Abend August Nickl mit Gesang und Gitarre, Klaus Gall am Kontrabass und Tom Fink am Schlagzeug. „Das erste Stück beginnt sinnvollerweise mit dem Anfang“, leitete August Nickel die Darbietung ein. Er sprach’s, und es folgte Kästners Satire „Von der Entwicklung der Menschheit“. Der gebürtige Dresdner setzte sich in diesem Text mit dem tierischen Erbe der Menschheit auseinander und kam trotz aller Errungenschaften zu dem Schluss, dass diese im Grunde eben doch noch die „alten Affen“ seien.
Viel Heiteres, aber keine Schenkelklopfer. Zum schmunzeln, aber eben nicht zum brüllen komisch. So lauschten die rund 150 Gäste im Assamstadter Gemeindezentrum gebannt den Texten aus „Ein Mann gibt Auskunft“ oder „Ein Hund hält Reden“. Die waren von der Musik zwar ansprechend umrahmt, bildeten aber letztlich doch des Pudels Kern an diesem Abend.
„Wo sind die Tage, die so traurig waren und deren Traurigkeit uns so bezwang? Die Sonne scheint...“ – natürlich durfte dieses Frühlingsgedicht, das der Combo den Namen „Prima Wetter“ gab, nicht fehlen. Für manche sogar makaber wurde es bei der „Ballade vom Nachahmungstrieb“, wenn Kinder das spielen, was sie im Fernsehen sehen und dabei der Spielkamerad stirbt. Das Kästner-Bonmot „Wenn ich die Wahrheit sagen sollte, müsst ich lügen“ diente als Überleitung zur „Ballade vom Misstrauen“. Vor allem bei solchen Balladen tauschte Tom Fink das Schlagzeug gegen die „singende Säge“ und verblüffte die Zuhörer mit dem klaren, singenden Geräuschen dieses ungewöhnlichen Streichinstrumentes. Ein weiterer eigenwilliger, aber himmlisch poetischer Text handelte vom Gramofon, das wenn es regnet, von alleine zu spielen beginnt.
Nach der Zugabe, die vielleicht auch als kleine Werbung in eigener Sache nochmals mit dem Song „Prima Wetter“ bestritten wurde bedankte sich das Publikum mit frenetischem Applaus. Und als Bonbon obendrauf gab es eine kleine Zusatzvorführung der „singenden Sägen“ mit Tom Fink und seiner Partnerin Gladys Hulot. Letztere ist amtierende Weltmeisterin im Sägespiel. Der nochmalige Spendenaufruf „Es gibt nichts gutes, außer man tut es“ blieb nicht unerhöht. Mit einem Erlös von 900 Euro war der Abend auch für das Krankenhausprojekt eine „gute Sache“.
„Prima Wetter“ mit vertonten Kästner-Gedichten gastierten im Samstag für ein Benefizkonzert in Assamstadt (von links):
Klaus Gall am Kontrabass, August Nickl mit Gitarre und Tom Fink am Schlagzeug.