„Was seid ihr eigentlich?“

König von Franken spielt gekonnt mit Dialekt, Bällen und dem Publikum

Kabarettist Mäc Härder begeisterte das Publikum mit einem äußerst kurzweiligen Programm, dank Jonglagen und gelungenem Publikumsbezug.

Assamstadt. Ein voll besetztes Haus mit rund 180 Gästen konnte Anja Scherer am Samstagabend im Festsaal des Assamstadter Gemeindezentrums begrüßen. Scherer hatte mit der Einladung des Kabarettisten „Mäc Härder“ offensichtlich die richtige Wahl getroffen, um mit der ersten Kulturveranstaltung des im März dieses Jahres gegründeten Heimat- und Kulturvereins den Auftakt in das Veranstaltungsprogramm zu geben.

Zum Aufwärmen bot „Mäc Härder“ ein Feuerwerk an Gags. Gespeist aus Alltäglichem wie dem Frisörbesuch oder beim Einkaufen, nahm das fränkische Urgewächs das Publikum zunehmend für sich ein. Denn mit der jeweils eigenen Interpretation des Künstlers kamen solche „Standards“ dennoch frisch daher. Es gab recht kurze Witzeleien wie, „Treffen sich zwei Ärzte auf dem Friedhof. Fragt der eine: ,Na, machst du auch gerade Inventur?’“ Und längere Episoden; bei einer führte die Pointe zum Hochzeitstisch beim Apotheker – für ältere Heiratswillige. Aber Härder winkte dem Vortragen seiner Lieblings-Todesanzeigen auch mit dem kabarettistischen Scharfrichterbeil. Anspruchsvoller fürs Publikum wurde es beim fränkischen Sprachtest. Zunächst unsicher, wie weit die Verständigkeit reicht, konnte der Bamberger Comedian beim Assamstadter Publikum, letztlich auf ein gewisses Grundverständnis der fränkischen Dialekte bauen. Zielsicher steuerte er mit der Frage „Was seid ihr eigentlich? Badener, Franken oder Schwaben?“ den Nerv in der badisch-fränkischen Grenzregion an. Nicht nur Assamstädter waren anwesend, und so viel die Antwort des Publikums zwangsläufig uneindeutig aus.

Mäc Härder bot einen äußerst unterhaltsamen Abend, wie die regelmäßig tiefbrünstigen Lacher bewiesen. Kurzweilig war die Kaberettshow zudem, da Kleinkünstler Härder das gesprochene Wort immer wieder mit Aktion auflockerte. Eine ordentliche Portion Klamauk gab es in den Jonglagen, ohne den Redefluss zu verlieren. Ein Beispiel für eine solche Nummer: „Wie küsst der Italiener, Deutsche oder Franzose?“, wurde gekonnt mit Jonglierbällen demonstriert. Weiters zur Kurzweiligkeit trug das intensive interagieren mit dem Publikum bei, die neben dem Talent des Kabarettisten auch seine langjährige Bühnenerfahrung belegte. In der zweiten Hälfte führte Mäc Härder noch die Machtform der Demokratie ein. Durch „anonymes Summen“ lies er das Publikum die folgenden Programmpunkte mitbestimmen. Dabei zeigte er tiefes Verständnis für die altgriechische Erfindung, indem er durch Erläuterungen das Publikum zeitweilen zur „richtigen Wahl“ bugsierte. Zurecht trägt der selbsternannte „König von Franken“ seinen Titel, wie er gegen Ende unter Beweis stellen sollte. Mit Krone, Frankenflagge und königlichem Gewand legte er eine Sprechnummer hin, die mit der Auslassung einzelner Buchstaben so manchen Wortsinn verdrehte oder Mehrdeutigkeiten provozierte – und selbstredend für beste Stimmung in den alten Kirchengemäuern sorgte. Das Zusammenspiel mit dem Publikum kulminierte in der Zugabe, als Härder nach einer weiteren „Summ-Abstimmung“ vier Männer auf die Bühne bat. Diese arrangierte er auf Stühlen derart, dass er ohne vorheriges Absprechen die Stühle wegziehen konnte und die Menschenmelange dennoch ihre Position hielt.

Ohne Zweifel hat’s dem Publikum angesichts der Stimmung im Saal bestens gefallen. Gut möglich, dass der Frankenkönig seine Assamstadter Untertanen ein weiteres Mal besuchen wird. Bewirtet durch den ebenfalls neu gegründeten Assamstadter Jugendclub genossen die Kabarettgäste noch einige weitere vergnügliche Stunden.