Nicht „altbacken“: Bunter Abend zur Dialekt-Pflege begeistert

Assamstadt. Mit einem Paukenschlag startete im Vorjahr der erste Assamstadter Heimatabend vom Verein Heimat & Kultur. Dank des großen Erfolgs gab es am Samstagabend im Gemeindezentrum eine Neuauflage dieses bunten Abends, zu dem rund 200 Besucher – erfreulicherweise aller Altersklassen – gekommen waren. Mit guter Unterhaltung und viel Humor wollten die Macher von der Projektgruppe „Brauchtum“ die eigene Mundart in den Vordergrund stellen.

„Im Dialekt ist alles ganz einfach“, sagte Arnold Nied und begrüßte die Gäste mit „Gud’n Owät“. Der Heimat- und Kulturverein habe sich bewusst die Felder ausgesucht, die bisher nicht so wirklich bearbeitet wurden und Dinge angepackt, die sonst liegengeblieben wären, stellte der Vereinsvorsitzende heraus. Als jüngste Beispiele nannte Nied das Dorfmuseum, den Naturerlebnispfad für Kinder, die Restaurierung der Bildreliefs am Kreuzweg und die neuen Bildstockwanderwege. Natürlich kam er auch auf die Dialektpflege zu sprechen, welche sich die Brauchtums-Gruppe mit dem Dialekt-„Kalenner“ und dem Heimatabend auf die Fahnen geschrieben hatte. Das Thema „Dialektpflege“ sei keinesfalls „altbacken“, wie Nied vom „Tag der Heimatforschung“ zu berichten wusste: Beispielsweise wurden die Landratsämter erst kürzlich vom Kultusministerium aufgefordert, sich in der Dialektpflege zu engagieren.

Für die musikalische Unterhaltung sorgte Jakobs Stubenmusik aus Markelsheim. „Assamstadter und Markelsheimer – wir  mooche uns scho immer“, bekannte Conny Lehr und zählte wie zum Beweis „Markelsheimer Gewächse“ auf, die nach Assamstadt geheiratet hatten. Auch das Thema des Abends, dem Dialekt Raum zu geben, habe die Musiker von Jakobs Stubenmusik „voll angesprochen“, denn „wir stehen zu Heimat, Tradition und schöner Musik“. So handelte das nächste Lied der Markelsheimer auch gleich vom Dialekt an sich. Mit frivolen Texten unterhielten die tauberfränkischen Wirtshausmusiker die Gäste in der Alten Kirche vorzüglich. Dabei bildeten die vier Markelsheimer Damen einen kleinen Chor, der lediglich von einem Kontrabass begleitet wurde.

Die Organisatoren des Abends, Rudolf Frank (Leiter Projektgruppe „Brauchtum“) und Horst Wachter, übernahmen abwechselnd die Moderation zwischen den Programmpunkten. Wachter stellte sich selbst gar als ehemaliges „Vollzeit-Schlackohr“ vor. Wachter und Frank sind schließlich Veteranen in der Assamstadter Bütt und ließen es sich denn auch nicht nehmen, gleich den ersten Dialekt-Sketch selbst darzubieten. War früher ein uneheliches Kind ein waschechter Skandal, so regt sich heute nicht einmal mehr die Oma darüber auf. Wehmütig blickten die beiden alten Herren im Beitrag „Früher und heut“ auf die alten Tage zurück und zogen Vergleiche zur Gegenwart. Wenn der Schüler die Hand auszustrecken hatte, damit der Schulmeister die Finger zur Strafe mit dem Rohrstock traktieren konnte – Mancher im Saal kannte die „Batschhänd“ sicher noch aus eigener Erinnerung. So war einiges dabei, was man zum Glück überwunden hat.

Mit Hackbrett (Conny Lehr), Gitarre (Jutta Michler), Akkordeon (Beate Olkus), Klarinette (Karin Staudt) und Kontrabass (Frank Mittnacht): Absolut stilecht waren die Stubenmusiker aus dem Weinort Markelsheim auch rein instrumental unterwegs. Das klang derart gediegen und harmonisch, irgendwie einfach heimelig.

Zu welchen Verwechslungen der Dialekt führen kann, wenn das Deutsche nicht die Muttersprache ist, brachten Christina und Yvonne Leuser zum Besten. Klagt der Patient über Schmerzen an den Ohren? Ein klarer Fall für den Urologen. Bei einem steifen Genick sollte allerdings der Gynäkologe aufgesucht werden. Zwickt es im Gedärm, ist das schließlich ein Fall für den Dermatologen. Obwohl die Schwestern mit reichlich Bühnenerfahrung ihre Sache klasse machten, fielen sie doch einmal kurz aus der Rolle, weil sie einfach selbst mitlachen mussten.

Im letzten Sketch des Abends spielten Evi Wachter und Otto Geißler ein altes Paar, das Goldene Hochzeit feierte. Die beiden gaben ein Musterbeispiel an Eheleuten, machten sich gegenseitig Komplimente und strahlten die reinste Harmonie aus. Scheinbar, denn die Stimmung kippte jäh. Ein heftiger Ehestreit entbrannte, bei dem es wüste Beschimpfungen wie „Mitgiftjäger“ und „neureiches Huhn“ hagelte, aber am Ende doch nicht eskalierte. Die Moral von der Geschichte: Zank und Streit sind zwar die Würze einer Ehe. Doch vor dem Schlafengehen sollte nicht vergessen werden, alles wieder einzurenken.

Nach dreieinhalb Stunden ging ein vergnüglicher Dialekt-Abend zu Ende, der für kleines Eintrittsgeld viel geboten hatte. Wer da noch das Haar in der Suppe suchte, konnte am ehesten fragen, weshalb die Stubenmusiker nicht schon öfter in Assamstadt aufgetreten sind.