Brauchtum mit langer Tradition wieder zum Leben erweckt
Den letzten Hammeltanz gab es Ende der Neunziger. Doch die Idee, den Hammeltanz wieder aufleben zu lassen, fand am Samstag Anklang und zog rund 200 Besucher an.
Assamstadt. Nicht nur alte Traditionen pflegen, sondern manch‘ eingeschlafenen Brauch wieder mit neuem Leben zu füllen, ist ein Anliegen des Assamstadter Heimat- und Kulturvereins. Insbesondere bei jener Untergruppe, welche die „Brauchtumspflege“ im Namen trägt. So kam es, dass am Samstag nach vielen Jahren erstmals wieder ein Hammeltanz aufgeführt wurde.
Am späten Nachmittag hatten sich rund 200 Besucher auf dem Bauhofsplatz versammelt, auf dem ein großer Kreis für die Tänzer markiert war. Festlich zogen zehn Tanzpaare bunt gemischten Alters ein. Natürlich durfte ein stattlicher Hammel nicht fehlen, der von einem Schäfer und einem Metzger begleitet den Tänzern voranschritt und schließlich in die Mitte geführt wurde. Jetzt trauten sich einige der vielen Kinder in den Kreis, um den Hammel zu streicheln.
Die Reservistenkameradschaft hatte den Hammeltanz noch 1992 organisiert, wusste Arnold Nied. Danach hatte die Musikkapelle übernommen und bis Ende der Neunzigerjahre in der neuen Turnhalle zu diesem festlichen Ritual eingeladen. Da über die Jahre das Interesse abgeflacht war, hatte man sich entschieden, diese Veranstaltung nicht mehr anzubieten. Jedoch handele es sich beim Hammeltanz, auch wenn es immer wieder Unterbrechungen gab, um eine „sehr alte Tradition“ in der Gemeinde, rekapitulierte der Vereinsvorsitzende aus der Ortschronik. Organisiert hatte die Neuauflage des Hammeltanzes Rudolf Frank. Der Leiter der Brauchtumsgruppe im Verein hatte einiges Wissenswertes zu dieser althergebrachten Gepflogenheit zusammengetragen, um die Besucher auf das Ereignis einzustimmen. Die Aussage, dass es sich dabei eigentlich um einen „Fruchtbarkeitstanz“ handele, sorgte für Heiterkeit und beförderte die ohnehin schon gute Stimmung.
Nach den Erläuterungen Franks begann das eigentliche Spektakel: Zum Ziehharmonikaspiel von Erhard Zeitler setzten sich die Tanzpaare in Bewegung, denen die Zuschauer mit rhythmischem Klatschen kräftig einheizten. An zwei markierten Stellen wurde ein geschmückter Tannenwipfel weitergereicht. Als nach circa zehn Minuten der Wecker schellte, hielten Berthold und Rita Jesberger den Wipfel hoch, womit das Siegerpaar feststand. „Es war doch gut, dass wir uns noch heute früh zum Mitmachen haben überreden lassen“, witzelte Berthold Jesberger, der am liebsten den Hammel gleich mitgenommen hätte. Doch dieser wurde nicht verschenkt, und schon gar nicht – wie früher zuweilen üblich – an Ort und Stelle geschlachtet, sondern anschließend wieder in seinen Stall verfrachtet.
Danach ging es zum Kerwe-Essen ins Gasthaus „Straußen“. Dort trug die „AH-Band“ ihr Scherflein dazu bei, dass die gute Stimmung nicht abriss. Es wurde kräftig gesungen und gefeiert. Freilich durften die Jesbergers als Gewinner des Hammeltanzes nicht eher nach Hause gehen, bevor sie einen ordentlichen Siegertanz aufs Parkett gelegt hatten. Das geschah in fröhlicher Runde zum Volkslied „Wenn der Vater mit der Mutter auf die Kirchweih geht“. Dank des guten Zuspruchs und dem Spaß, den Tänzer wie Zuschauer hatten, darf mit einer Fortführung des Hammeltanzes gerechnet werden.
Die Hammeltanzgewinner 2014
Berthold und Rita Jesberger mit Metzger Theo Scherer und Josef Deißler als Schäfer.