Franken-König Mäc Härder: Gelungene Mischung aus Wortwitz und Jonglage

Neues Programm „Viva la Heimat“ kam gänzlich an beim Heimat- und Kulturverein

Assamstadt. Mit seinem aktuellen Programm „Viva la Heimat!“ lies Mäc Härder auf die Einladung des Heimat- und Kulturvereins am Freitagabend nicht nur das Frankentum hochleben. Sondern der Kabarettist sorgte mit bitterbösen Spitzen auf die Mentalität der Franken auch für ausgiebige Lachanfälle bei den rund 170 Gästen im Gemeindezentrum.

Das Intro gab Mäc Härder als Winnetou kostümiert. Die Indianer als Naturvolk waren bekanntlich Jäger und Sammler, doch habe sich seither nicht viel verändert: Nur jagt der weise Mann heutzutage Terroristen und sammelt Daten.

Die Identitätsbestimmung vor Ort in Assamstadt ist mitunter kompliziert: Streng geografisch gesehen noch Badisch, aber von der Mentalität durchaus eher dem Fränkischen zugewandt. So viel hat der Wahl-Bamberger Härder allerdings über die fränkische Grenzregion verstanden: „Als Schwaben werde ich euch heute nicht ,beschimpfen‘!“

Was ist Heimat? Der Dialekt! Klar haben etwa die Assamstadter ihren ganz eigenen. Um die hiesigen „fränkischen Sprachkenntnisse zu überprüfen“, lässt Härder das Publikum einen typischen Satz nachsprechen: „Die Dad des Däders ist nicht zu dobben!“ (Die Tat des Täters ist nicht zu toppen!)

Der Wortakrobat hatte so manchen Pfeil im Köcher und trieb mit seinen Wort-Spielereien allerlei Schabernack. Zum Beispiel mit dem Satz: „Ä Schiff dööf döff.“ (Ein Schiff taufen dürfen. Sowie nach leicht verstelltem Satzbau: Während der Taufe „schiffen“ zu dürfen.) Durch unterschiedliche Betonung dem Gesprochenen einen anderen Sinn zu entlocken, ist eine Methode, die immer wieder Verwendung fand und für Lacher sorgte. Auch wenn es dafür galt, aufmerksam die Ohren zu spitzen. Die Reaktion im Publikum fiel einmütig heiter aus. Eine junge Frau lachte gar derart ausgelassen, dass Härder wissen wollte: „Kann ich dich buchen?“

Bissig nimmt der selbst ernannte Franken-König nicht nur die Sprache, sondern auch die dahinter stehenden Eigentümlichkeiten seiner Landsleute aufs Korn. Ein Franke könne die fünf gerade sein lassen: Er muss seine Doktorarbeit nicht selber schreiben, wenn es andere doch besser können. Das Publikum lernte zudem, dass Franken Kritik nie direkt ausüben. Stattdessen fallen Sätze wie dieser: „Du bist auf dem Bild so gut getroffen, ich hätte dich fast gar nicht erkannt.“ Wenn einem Franken etwas missfällt, könnte er sagen: „Wem’s g’fällt!“ Oder: „Respekt, bei der Figur.“ Mitunter zeichnet sich ein Franke auch durch ein gerüttelt Maß an Paradoxie aus. Etwa, wenn er sagt: „Glaabst des; des gibt’s doch net!“ Und wenn der Handwerker meint „des krieche mer hie“, verzweifelt der Wahl-Bamberger, „er soll es ganz machen, und nicht kaputt!“

Härders Masche, als Ein-Mann-Theater den eigenen Redefluss aufzulockern, sind seine originellen Jonglagen. An einer Stelle echauffierte sich der Künstler darüber, dass er die fisseligen Plastiktüten an der Obsttheke im Supermarkt nie aufbekomme und lässt ein „Opfer“ aus der ersten Reihe an einer solchen Rolle hantieren. Um im Anschluss die federleichten Tütchen gekonnt durch die Luft zu wirbeln. Als schönen Kontrast hierzu kommen bei einer anderen Nummer die riesigen, blauen Einkaufstaschen aus dem schwedischen Möbelhaus als Jonglier-Material zum Einsatz.

Wie hoch sind die Gewinnchancen im Lotto, fragte Härder. Einer im Publikum gab zwar die korrekte mathematische Antwort, aber der Kabarettist hat ein plastischeres Bild dafür: Wenn jemand in Horrenbach ein Handy auf der Straße findet, damit nach Australien fliegt und an einer x-beliebigen Tür klingelt. Wenn dann demjenigen, der öffnet, das Handy gehört – das ist vergleichsweise der Sechser im Lotto. Wer Witze über den (radikalen) Islamismus macht, lebt mitunter gefährlich. Härders Beitrag zur Solidarität: „Was ist eine Blondine zwischen zwei Terroristen? Nicht die Dümmste!“ Wer sich auf politische Korrektheit versteift, ist eben fehl am Platz. So zündete Mäc Härder ein Gag-Feuerwerk in atemberaubender Geschwindigkeit, das immer derber zu werden drohte. Um zufrieden festzustellen: „Gell, jetzt hab ich genau euer Niveau getroffen?“

 

Für einen besonderen Einschub bekommt Oliver Hammel unfreiwillig die Gelegenheit, Komparse zu spielen. , Fluchs wird der Assamstadter mittels einer ollen Perücke zu Angela Merkel. Die fiktive Rede Mäc Härders anlässlich eines Frühlingsfestes fiel allerdings wenig schmeichelhaft für die Kanzlerin aus.

 

Nach der Pause gibt es eine Fragerunde, in der Mäc Härder – nicht ohne humoristische Ausschmückungen – von seinem Werdegang erzählt. Dabei erfuhren die Gäste, dass er in Kürze bereits sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert. Eine Erfahrung, die sich zweifelsohne auszahlt. Denn ob geplant oder spontan: Härder bezieht das Publikum derart gekonnt in sein Programm mit ein, dass er eine besondere Atmosphäre der Ungezwungenheit schafft – als wäre man unter sich im Privaten.

 

Mäc Härder hat sich intensiv mit der Heimat beschäftigt und so springt er in seinem aktuellen Programm durch allerlei Dimensionen dieses Begriffs. Auch die Musik kann Heimat sein. Klar, dass er bei den Aberwitzigkeiten bekannter Liedtexte reichlich fündig wird, die der Sprach-Analytiker genussvoll seziert. Er habe als Kind gelernt, dass es in der Hölle heiß ist, sehr heiß! Wie kommt Wolle Petry dann nur darauf, wenn er in die Hölle geschickt wird, dass dort seine Seele erfrieren könnte?

 

Zum Finale gibt Mäc Härder noch einmal alles und jongliert mit möglichst vielen Hula-Hoop-Reifen. Sicherlich hatte der sympathische Franken-König dank der guten Resonanz zwischendurch ein paar Gags mehr rausgehauen als geplant. So kamen die Zuschauer bei einer über zweistündigen Spielzeit voll auf ihre Kosten und bedankten sich mit großem Applaus. Auch Mäc Härder und die Veranstalter vom Heimat- und Kulturverein waren sich am Ende einig, dass es ein äußerst erfolgreicher Kabarettabend war. Weshalb bereits am Freitag lose ein Wiedersehen in Assamstadt vereinbart wurde.

Ob mit feinen Plastiktütchen oder großen Einkaufstaschen: Härders Jonglagen sind ein Markenzeichen des Künstlers.