Einen Abend für den Dialekt

Assamstadt. „Heut‘ Owät geht’s um früer un‘ haüd“, leitete Arnold Nied den ersten Heimatabend in der Asmundhalle am Samstagabend ein. Kultur? „Des könne mer selber ah“, hätte die Projektgruppe „Brauchtum“ befunden, erläuterte der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins den über 300 Besuchern. 

Rudolf Frank und Horst Wachter, die Hauptorganisatoren des Dialekt-Abends, starteten mit einem Sketch zum Assamstadter Supermarkt. Der entwickele sich so gut, dass „Luxusprobleme“ wie die Parkplatzsuche diskutiert wurden – in derbster Mundart. Er parke neuerdings einfach „beim Dix im Halteverbot“, gab Wachter spitz zu. Danach wurde der Einkaufskorb Franks inspiziert: „Konstreubele“ (Johannisbeeren) zum „Streiche“ (Marmelade) kochen und noch mehr „Zeuch un‘ Grusch“ hatte dieser erstanden. So zog sich das Thema „Dialektpflege“ heiter durch den ganzen Abend.

 

Zwischen den Programmbeiträgen unterhielten die Assamstadter Musikanten das Publikum mit zünftiger Marsch- und Blasmusik. Als zusätzliche musikalische Einlage kam der Cäcilienverein auf die Bühne, um mit allen Gästen gemeinsam die von Vereinsmitgliedern gedichteten Heimatlieder zu singen.

 

Wie es in der Gemeinde wohl früher zuging, etwa zu einer Zeit, als der Ort noch stark von der Landwirtschaft geprägt war? Damit solches Wissen nicht verlorengeht, hatte sich Rudolf Frank (Projektleiter „Brauchtum“) gleich nach der Vereinsgründung daran gemacht, ältere Mitbürger als Zeitzeugen zu befragen und diese Interviews mit der Videokamera festzuhalten. Daraus die beste Ernte hatte der Heimatfilmer auf 40 Minuten Filmlänge gerafft. Das war jedoch keineswegs zu hoch angesetzt. Dank spannender Geschichten hielt die Aufmerksamkeit bei den Gästen bis zum Ende an. Es war von Zeiten die Rede, als der Schultes die Neuigkeiten aus dem Rathausfenster heraus bekannt gab oder von Buben, die Röcke trugen. Es wurde viel gelacht, aber die größten Brüller ernteten Lausbubengeschichten wie diese: Weil man bei oft zusammengebauten Häusern mitunter Schlupfwinkel ins Nachbarhaus kannte, kam es zum „Bratwurst- und Schinkendiebstahl“. An dessen Verzehr in geselliger Runde hatte unwissend auch der eigentliche Besitzer teilgenommen, der erst mit der Rückgabe des Fleischhakens auf die unfreiwillige Spende aufmerksam wurde.

Ein Höhepunkt jagte den nächsten: Eine Schulstunde anno dazumal gaben die „Häffelesgucker“ zum Besten. Die traditionsreiche Prunksitzungsgruppe musste sich dazu nicht verstellen, denn ihre Beiträge sind ohnehin im Dialekt gesprochen und haben stets den Orts-Tratsch zum Gegenstand. Da rutsche Horst Wachter, der Jahrzehnte lang Sitzungspräsident war, in alter Gewohnheit auch mal ein „Schlackohr Helau“ heraus. Tupper-Boxen für jede Gelegenheit, fragwürdige Ernährungsgewohnheiten und übervorsorgliche Eltern: Liane Möhler und Diana Geißler zogen in ihrem gelungenen Sketch einen Vergleich von früher zu heute.

„Stell dir vor, jetzt hodd die Gabumbel die Ärbiernsubbe in de Bodschamber g’schütt.“ Auf hochdeutsch: Stell dir vor, jetzt hat das Weibsbild die Kartoffelsuppe in den Nachttopf geschüttet. Beim Dialekt-Quiz mit Showmaster Wachter war höchste Konzentration gefragt. Sätze wie der obige mussten von den Zweier-Teams zunächst nachgesprochen und dann korrekt ins Hochdeutsche übersetzt werden. Bärbel Rupp und Thea Hammel schlugen sich wacker, aber am Ende hatte das Männer-Team (Gerhard Frank und Clemens Kohler) die Nase vorn und gewannen nach Punkten.

 

Zum Ausklang schwang die Assamstadter Musikkapelle auf Stimmungsmusik um, die zum Schunkeln einlud. Für einen reibungslosen Ablauf sorgten viele Helfer vor und hinter den Kulissen, wie etwa der Jugendclub mit der Bedienung. Den Machern des Heimatabends ist es vorbildlich gelungen, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden und das vielleicht spröde wirkende Thema rüberzubringen: So macht die Dialektpflege Spaß. Nach rund vier Stunden ging ein fröhlicher Abend zu Ende, der die lokale Mundart beinahe nebenbei beförderte.

Die „Häffelesgucker“ drücken noch mal die Schulbank.

Rudolf Frank (Projektleiter „Brauchtum“) und Horst Wachter beim Eröffnungs-Sketch.

Gerne und viel wurde beim ersten Heimatabend gelacht, wie hier beim Dialekt-Quiz die Akteure selbst.