Annette von Bamberg sorgte mit ihrem aktuellen Programm für gute Unterhaltung
Assamstadt. „Frauen regier‘n die Welt“, heißt es bei Roger Cicero. Am Freitagabend hatte zweifelsohne eine Frau das Zepter fest in der Hand. Zu Gast beim Heimat- und Kulturverein im gut besuchten Gemeindezentrum war die Kabarettistin Annette von Bamberg mit ihrem aktuellen Programm „Es gibt ein Leben über 50 – jedenfalls für Frauen“. Programmatisch derart vorgelegt, war das weibliche Geschlecht freilich deutlich stärker im Publikum vertreten. Aber es gab auch nicht wenige „Quotenmänner“ im Saal. Letztere lies Annette von Bamberg gerne mal alt aussehen, nahm jedoch das eigene Geschlecht ebenso genüsslich auf die Schippe.
Die Dame mit dem schönen Namen lies es sich nicht nehmen, gleich zu Beginn den Blumenschmuck zu würdigen, den Anke Ertl auf die Bühne gezaubert hatte – das könne schließlich nur eine Frau gewesen sein. Für die gute Bewirtung mit Aperol Spritz und Sekt hatten die Tennis-Damen Ü30 gesorgt.
Eigentlich müsste Annette von Bamberg nicht unbedingt mit ihrem Künstlernamen darauf hin deuten. Denn das harte und das weiche „D“ lies keinen Zweifel an der Herkunft der charmanten Fränkin aufkommen. In der Vorstellung kam die adelige Kabarettistin – typisch Frau – gleich auf das Alter und die Figur zu sprechen. „Gell, ich bin doch ein Strich in der Landschaft“, fragte sie rhetorisch in den Saal. Um selbstkritisch hinterher zulegen: „Na gut, halt eben mit einem dicken Edding gezogen.“ „Mein Alter? Der hockt daheim.“ Auch solche Kalauer prasselten gelegentlich auf das Publikum ein.
Ihr aktuelles Gewicht hatte Annette von Bamberg mit Winkelzügen auf ein erfreuliches Maß zurecht gestutzt. Auf Nachfrage hatte ausgerechnet ein Mann das Gewicht mathematisch korrekt wieder hoch gerechnet – er hätte es besser wissen können: Für diesen kleinen Fauxpas gab es ein beleidigtes „Erbsenzähler“ zurück.
Lachen ohne Grund? So ein Lach-Training oder Lach-Yoga falle den meisten Franken äußerst schwer, erklärte die fränkische Kabarettistin. Doch die Publikumsanimation hatte ihre Wirkung nicht verfehlt und die Stimmung aufgelockert.
Frauen über 50 seien definitiv in einem „Zwischen-Alter“, lernten die Gäste im „Bildungs-Programm“. Allerdings fange das bereits viel früher an: Schon eine 22-jährige sei im „Zwischen-Alter“, da sie einerseits keinen Schülerausweis mehr erhalte, aber andererseits in diesem Alter die erste Faltencreme kaufe, erläuterte die Frau, die nach eigenem Bekennen einmal fünf Jahre hintereinander 39 Jahre alt gewesen ist. Blöd an einer solchen Form des Selbstbetrugs sei nur, wenn man frühmorgens im Badezimmer in den Spiegel blicke und einem irritiert der Gedanke durch den Kopf schießt: „Mutter, was machst du da?!“
Über weite Strecken führte Annette von Bamberg recht minimalistisch durchs Programm und nahm das Publikum lediglich mit dem gesprochen Wort und ausdrucksstarker Gestik für sich ein. Für den roten Faden sorgte ein Verkehrsfunk-Einspieler: Autofahrer wurden darin vor einer Gruppe älterer Menschen gewarnt, die bei Boxberg versuchten, die A81 zu überqueren. Und nach der Pause gab es mit der einzigen Jonglage-Nummer an diesem Abend dann doch noch einen kräftigen Farbtupfer im Programm: Wie Hausarbeit mit Aerobic verbinden? Das demonstrierte Annette von Bamberg mit bunten Tüchern, die herrlich sanft durch die Luft schwebten und kunstvoll balanciert wurden.
Außerdem führte die adelige Kabarett-Dame im zweiten Teil scharfe Spitzen gegen die katholische Kirche, also einen ausgesprochen „Männerverein“, der nicht gerade für die Emanzipation der Frau bekannt ist. Angefangen bei den Trümmerfrauen spannte sie den Bogen bis zur Bundeskanzlerin, um aufzuzeigen, zu was Frauen alles in der Lage sind. Im Traum in die Rolle von Angela Merkel geschlüpft: Nervig sei darin nur der Seehofer gewesen. Der habe ihr in Gestalt eines Pit Bulls bei jedem staatsmännischen Besuch ans Bein gepinkelt.
„Was ist der Auftrag der Alten? Gut drauf zu sein!“ Sonst bringe sich die Jugend gleich um und „wer pflegt uns dann?“, resümierte die Bambergerin zu Recht. Was unterschwellig den ganzen Abend mitschwang wurde in Anspielung auf den Titel zuletzt noch einmal glasklar auf den Punkt gebracht: „Ja, es gibt ein Leben über 50. Und das macht Spaß!“ Auch wenn man ab und zu etwas nachhelfen müsse, beispielsweise mit Humor.
Mit Zugabe ging nach knapp zwei Stunden Spielzeit ein vergnüglicher Kabarett-Abend zu Ende, bei dem viel gelacht wurde. Auch wenn Annette von Bamberg nicht alle Besucher überzeugen konnte, hat es den meisten wohl gut gefallen. Das war jedenfalls den Rückmeldungen nach der Veranstaltung zu entnehmen. Übrigens: Beim letzten Verkehrsfunk-Beitrag feierte die Rentner-Gang bereits gemeinsam mit den fest gesetzten Autofahrern und skandierte auf Transparenten „Ü50 statt A81“.